Im Jahre 1905 kam Engelbert Häusler, ein Schmiedemeistersohn aus Karlstein nach Berchtesgaden zur Lehre. Dort traf er sich gelegentlich im Stiftskeller mit Mitgliedern des Trachtenvereins Edelweißer und erlernte auch dort das Schuhplatt'ln. Den ersten Kameraden für diese Sache gewann er dann in seinem Freund Hans Potschacher, einem Haiderbauernsohn aus Karlstein. Immer mehr junge Burschen fanden sich zusammen, sich für die Trachtensache und die Volkstänze einzusetzen.
Die Gründungsmitglieder beim Palvnerbauern
Trotz aller damals gestellten Schwierigkeiten gründeten die jungen Burschen im Mai 1907 einen Verein zur Erhaltung der Gebirgstracht und des Schuhplatt'lns. Den Namen des Vereins leiteten die Gründungsmitglieder vom Kranzlstoa ab, der sich hinter der St.-Pankraz-Kirche erhebt. Zum ersten Vorstand wurde Engelbert Häusler, genannt "Schmid Bertl" gewählt. Ihm zur Seite standen die Gründungsmitglieder: Michael Fritzer, Engelbert Götzinger, Hans Potschacher, Ludwig Götzinger, Lenz Öttl, Bartholomäus Kernbichler, Georg Kernbichler, Josef Kernbichler, Franz Gruber, Hans Struckner, Georg Egger, Georg Eckert, Hans Reindl, Alois Scheidsach, Josef Eder und Hans Noak. Als Vereinslokal dienten zunächst der Moserkeller und die Langackerhütte.
Bereits im Jahre 1908 spendierte der damalige Moserwirt Alois Scheidsach den Baugrund zur Errichtung der ersten Vereinshütte. In mühevoller Arbeit in den Abendstunden und in der Freizeit errichteten die Mitglieder diese Hütte. In dieser Zeit traten auch Dirndl dem Verein bei. Die ersten Auftritte erfolgten in dieser Zeit auf Vermittlung des damaligen Vorstandes des Alpenvereins Zimmerermeister Brandauer aus Bad Reichenhall im Hotel Luisenbad. Der Erlös von 20,- Mark pro Abend wurde für den Kauf von Hosenträgern, Strümpfen und sonstigen Trachtensachen verwendet.
Dem Ersten Weltkrieg fielen 9 Mitglieder des jungen Vereins zum Opfer.
Am Sonntag, den 29. Juli 1923 wurde die erste Fahne des jungen Vereins geweiht. Die Fahnenbraut war Katharina Staller, das "Schifferer Kathei" aus Karlstein, die Fahnenmutter Maria Niederberger, eine Gablertochter aus Nonn, die spätere Bräulerbäuerin von Bayerisch Gmain. Der Vorstand war Anton Fuchs, genannt "Jodl Toni". Zum Fest der Fahnenweihe erschienen 19 Vereine mit 12 Fahnen. Den Meistpreis erhielt GTEV "D'Falkastoaner" aus Inzell mit 78 Teilnehmern, der Weitpreis ging an den Trachtenverein aus Breitbrunn. Die Herbergsmutter hieß Walburga Strobl, die Begrüßung des Patenvereins GTEV "Anger-Höglwörth" wurde durch Leni Gruber, einer Kugelbachtochter durchgeführt.
1930 wurde auf dem Zenokopf am Zwiesel ein Holzkreuz zum Gedenken an die vermissten, gefallenen und verstorbenen Mitglieder errichtet.
Die Errichtung eines Kreuzes am Zwiesel 1930
Durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges erlahmte das Vereinsleben aus verständlichen Gründen. Sieben Mitglieder des Vereins wurden vermisst und elf Gefallene waren am Ende zu beklagen.
Im Jahre 1946 bemühte sich Vorstand Alois Scheidsach das Vereinsleben nach den schweren Kriegsjahren wieder zu aktivieren. Für seine Verdienste um die Trachtensache und den Verein wurde er im Jahre 1976 zum Ehrenvorstand des Vereins ernannt und erhielt vom Gauverband I das Goldene Gauehrenzeichen. Der Verein zählte nach dem 2. Weltkrieg ca. 70 Mitglieder.
Am Berghof Schroffen führte der Verein ab 1948 Heimatabende durch, die bis 1952 von der vereinseigenen Musikkapelle mit 7 Mann umrahmt wurden. Diese Aufgabe übernahm ab 1953 die Trachtenkapelle "Anger-Höglwörth", die seither die ständige Musikkapelle des Vereins ist.
Die Musikkapelle des GTEV "D'Kranzlstoana" Karlstein
Von 1950 bis 1954 hieß der 1. Vorstand Sebastian Fuchs, Thomabauer von Karlstein. Der Verein hatte zu dieser Zeit ca. 90 Mitglieder. 1952 zerstörte ein Blitzschlag das Gipfelkreuz am Zwiesel, welches dann durch ein neues Holzkreuz ersetzt wurde.
Die Errichtung eines Kreuzes am Zwiesel 1952
Bei Schneegestöber fand am Sonntag, den 10. Mai 1953 die 2. Fahneweihe in der St.-Pankraz-Kirche statt. Die Fahnenbraut hieß Erna Hirtl, Katharina Potschacher, die Haiderbäuerin von Karlstein war Fahnenmutter.
Das 50-jährige Gründungsfest des Vereins wurde unter der Vorstandschaft von Benno Resch am 3. und 4. August 1957 gefeiert. Beim großen Heimatabend im Festzelt beim Gasthaus "Moserwirt" wurden sechs der noch lebenden Gründungsmitglieder geehrt. Neben dem Patenverein GTEV "Anger-Höglwörth", der Trachtenkapelle "Anger-Höglwörth", den "Reit im Winkler Sängern", war auch der Fanderl Wastl zugegen. Der Festgottesdienst wurde in der St.-Pankraz-Kirche abgehalten, wobei sich 20 Vereine mit 3 Musikkapellen beteiligten.
Große Verdienste im Verein erwarb sich Benno Resch durch die Errichtung einer neuen Vereinshütte. Der Baugrund wurde wieder vom Moserwirt zur Verfügung gestellt. Diese Hütte wird auch noch heute vom Verein genutzt.
Die neue Vereinshütte gegenüber vom Gasthaus "Moserwirt"
Das erneut durch Blitzschlag zerstörte Kreuz am Zwiesel wurde 1962 durch ein eisernes Kreuz ersetzt. Seither wird immer Anfang September eine Bergmesse für die verstorbenen und gefallen Mitglieder, sowie für die verstorbenen Wirtsleute der Zwieselalm abgehalten.
Die Errichtung eines Kreuzes am Zwiesel 1962
Im Jahre 1963 wurde Mathias Hopf zum 1. Vorstand gewählt. Für seine langjährige Arbeit als Vorstand, Schriftführer und Kassier wurde er im April 1976 zum Ehrenvorstand ernannt. 1986 erhielt er vom Gauverband I für seine Verdienste um die Trachtensache das Goldene Gauehrenzeichen.
Das 60-jährige Gründungsfest wurde 1967 vereinsintern gefeiert.
Durch die Initiative von Fuchs Schorsch (Jodl) wurde im Jahre 1973 eine Böllerschützengruppe gegründet. Er steht dieser Gruppe als Schützenmeister bis zum heutigen Tage vor.
Ebenfalls durch Fuchs Schorsch (Jodl) verfügt der Verein seit 1974 über eine Kinder- und Jugendgruppe, die sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt erfreut. Aus dieser Gruppe kommt seither der Nachwuchs der aktiven Mitglieder des Vereins.
Bei der Herbstversammlung 1975 wurde Siegfried Freiwang zum 1. Vorstand gewählt.
Im kleinen Rahmen wurde 1977 das 70-jährige Gründungsfest gefeiert.
Bei der Generalversammlung im Herbst 1981 wurde die erste Satzung des Vereins beschlossen. Seit dem 1. Januar 1982 ist der Verein im Vereinsregister als gemeinnützig anerkannt eingetragen.
Das 75-jährige Gründungsjubiläum mit der Weihe einer neuen Fahne wurde am 3. und 4. Juli 1982 groß gefeiert. Es beteiligten sich am Fest 35 Vereine mit über 1700 Teilnehmern. Auf Grund des strömenden Regens musste der Festgottesdienst im Festzelt abgehalten werden, wurde jedoch zu einer eindrucksvollen Feier. Fahnenbraut war Eva Streibl, Flatscherbauerntochter von Nonn, Fahnenmutter Evi Aschauer, Mesnerbäuerin von Karlstein. Die Patenschaft übernahm wieder der GTEV "Anger-Höglwörth", die Festmusik war wieder die Trachtenkapelle "Anger-Höglwörth". Den Meistpreis erhielt der GTEV "D'Hochstaufner" aus Aufham.
Durch den enormen Mitgliederzuwachs (1983: 158 Mitglieder) wurde die Vereinshütte beim Gasthaus "Moserwirt" zu klein. Die Vorstandschaft führte viele Verhandlungen mit der Stadt Bad Reichenhall, welche dann in der Mehrzweckhalle Karlstein einen Probenraum und ein gemütliches Stüberl dem Verein zur Miete zur Verfügung stellte. Seit der Einweihung im Mai 1986 hat der Verein darin schon viele schöne Stunden erlebt.
Am 16. Mai 1987 wurde das 80-jährige Gründungsfest im kleinen Rahmen gefeiert. Beim Kirchenzug zur St. Pankraz-Kirche beteiligten sich die Brudervereine GTEV "D'Saalachthaler Bad Reichenhall, GTEV "Alt-Reichenhall", GTEV "D'Grenzler" Marzoll, GTEV "D'Lattenberger" Bayerisch Gmain und GTEV "D'Staufenecker" Piding und die Ortsvereine aus Karlstein.
Lange Jahre stellte der Verein seinen Maibaum alle 2 Jahre beim Berghof Schroffen auf. Seit 1989 wird dieser beim Haus des Gastes in Karlstein aufgestellt.
Maibaumaufstellen beim Haus des Gastes in Karlstein
Im Mai 1989 feierte der Verein zusammen mit der Trachtenkapelle Anger-Höglwörth am Berghof "Schroffen" die 35-jährige Zusammenarbeit.
Die Trachtenkapelle Anger-Höglwörth 1989 am Berghof "Schroffen"
Bei der Herbstversammlung 1993 wurde Robert Rauch zum 1. Vorstand gewählt. Das 90-jährige Gründungsfest feierte der Verein am 26. Juni 1997 im Rahmen seines Jahrtages und dem Patrozinium in St. Pankraz in Begleitung der Brudervereine GTEV "D'Saalachthaler Bad Reichenhall, GTEV "Alt-Reichenhall", GTEV "D'Grenzler" Marzoll, GTEV "D'Lattenberger" Bayerisch Gmain und GTEV "D'Staufenecker" Piding und des Patenvereins GTEV "Anger-Höglwörth".
Durch die großzügige Spendenbereitschaft unserer Mitglieder und einiger Karlsteiner Unternehmen konnten unsere drei Vereinsfahnen in den Jahren 1998, 2004 und 2005 mit erheblichem finanziellem Aufwand restauriert und in einen hervorragenden Zustand gebracht werden.
Dem Verein gehören derzeit über 224 Mitglieder an. In seiner 100-jährigen Geschichte hat es sich der Gebirgstrachtenerhaltungsverein "D'Kranzlstoana" Karlstein zur Aufgabe gemacht, getreu dem Wahlspruch "Treu dem guten alten Brauch" zu handeln.