Und ewig lockt das fesche Weib …
Karlsteiner Altweibermühle am Faschingssonntag - Ein Traum für geschlagene Ehemänner
Die Teilnehmer der ersten Altweibermühle nach dem Krieg im Jahr 1949. Das Faschingsspektakel fand gegenüber dem "Moserwirt" statt.
Foto: GTEV "Kranzlstoana" Karlstein
KARLSTEIN (gh) - Der Traum vieler Ehemänner kann in Erfüllung gehen. Ganz nach dem Motto "jung san ma, schee san ma", dürfen g'standene Karlsteiner Trachtler ihre angetrauten besseren Hälften kostengünstig zu einer Verschönerungs- und Verjüngungskur bringen. Denn nur alle fünf Jahre wird die Altweibermühle auf der Eisenbichlerwiese am Seebach aufgebaut und in Betrieb gesetzt. Diese einzigartige Chance lassen sich viele nicht entgehen. Elf Anmeldungen liegen bereits vor. Doch oft sind die Gattinnen nicht so begeistert, dass sie durch die Mühle müssen. Und so ist auch heuer ein besonderes Faschingsspektakel vorprogrammiert. Am Sonntag, 3. Februar, gegen 13.30 Uhr geht es los.
Die männlichen Dorfbewohner waren offenbar lange ihrer Zeit voraus. Viele Jahrzehnte vor dem heutigen Schönheitskult herrschte bei den Kranzlstoana Trachtlern Einigkeit darin, ihre Gattinnen regelmäßig zu einer Verjüngungskur zu schicken. Bereits 1930 wurde zum ersten Mal die Altweibermühle aufgebaut, damals noch bei der alten Trachtenhütte beim Gasthaus Moserwirt. Die Kriegsjahre ließen kein Faschingstreiben mehr zu, doch bereits 1949 stand der Reparatur der alten Weiber nichts mehr im Weg und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Der Standort wechselte 1957 zum ehemaligen Minigolfplatz beim Moserwirt, 1967 an die damals im Bau befindliche Staatsstraße 2101, wo heute die Skaterhalle steht. Damals interessierte sich sogar das Bayerische Fernsehen für die Dorfverjüngung. Die Nachfrage war offenbar groß. Und seit dieser Zeit führen die Mitglieder des Karlsteiner Trachtenvereins dieses höchst amüsante Ritual alle fünf Jahre durch. Damit ist gewährleistet, dass die Trachtlerinnen immer jung und fesch bleiben. Aufwendig ist die Aktion dennoch. Allein 40 bis 50 Mitwirkende werden für dieses Spektakel benötigt. Dann kommen noch etwa 15 Musikanten dazu. Die Trachtenkapelle Anger-Höglwörth sorgt für den passenden musikalischen Rahmen.
Beim Auf- und Abbau helfen nochmals etwa 30 starke Männer mit, schließlich sind sie ja auch zum Teil die Nutznießer. Was tut man nicht alles für die Schönheit seiner angetrauten Hälfte. Das Geheimnis der Verjüngungskur wird streng gehütet und so ist kein Wunder, dass die Gattinnen nicht freiwillig mit kommen. In den unmöglichsten Gefährten werden die widerspenstigen alten Weiber zur Mühle gebracht und der Weg bis zum Mühleneingang gestaltet sich für so manches Ehepaar zum harten Kampf.
Die Anlieferung kommentiert Moderator Hermann Höller und Durstige und Hungrige werden ebenfalls versorgt. Damit auch die Einnahmen stimmen und die zur Verschönerung bestimmten Weiber in die Mühle kommen, dafür ist der " Obermuina Chrischei" verantwortlich.
Wer und wie die Karlsteiner Trachtler auf die Idee gekommen sind, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, denn es sind nur noch wenige Unterlagen aus dieser Zeit vorhanden. Von 1930 ist zumindest noch eine Fotografie vorhanden. Schon damals wurde darauf geachtet, dass sich der Durchschnittsmann nicht länger mit seiner hässlichen Alten herumplagen muss. Die heutige Preisliste ist eine Kampfansage für moderne Schönheitschirurgen. Das Ausbügeln aller Falten kostet zum Beispiel nur einen Euro, die Generalüberholung dagegen 36 Euro. Auch an die kleinen Dinge ist gedacht, wie Warzen und das Entfernen von kleinen Lebewesen samt Bandwurm. Abstehende Ohren und Kröpfe werden ebenso behandelt wie X- und 0-Beine. Die Beseitigung von "Baamhakeln an Knien und Ellenbogen" oder Haaren auf den Zähnen kostet ebenfalls nur wenige Euro. Aufwendig und teuer ist der Spitzenreiter, die Verjüngung eines 75-jährigen Weibes zu einer 18-jährigen Jungfrau. Dafür kassiert der "Obermuina" immerhin 50,60 Euro. Für Sonderwünsche gelten Sonderpreise. Ganz klar, alles hat seinen Preis. Doch aufgepasst, wenn die Leistungskapazität der Mühle überschritten wird, ist so manches Mal statt dem feschen Dirndl schon der Teufel herausgekommen.
Am Sonntag, 3. Februar, wird sich ab 13.30 Uhr zeigen, wie gut die Verjüngungskur der Karlsteiner funktioniert. Standort: Auf der Eisenbichlerwiese hinter dem Offiziersheim.
Viele Arbeitsstunden leisteten die freiwilligen Helfer vergangene Woche, um die Mühle aufzubauen.
Foto: Rauch
(Text Gabi Hassinger; veröffentlicht im Reichenhaller Tagblatt am 30.01.2008)